Gemeindechronik

Ein geschichtlicher Überblick

Zur Vor- und Frühgeschichte

Die Besiedelung des Altlandkreises Griesbach ist wissenschaftlich schon für die Steinzeit gesichert. Die Hobbyarchäologin Irmgard Friedl fand bei ihrem Heimatort Reutern Steinwerkzeuge, die sogar in die Altsteinzeit datiert wurden. Auch aus der mittleren Steinzeit wurden im Steinkart beim Teufelsfelsen kleinere Steinwerkzeuge entdeckt.

Um 1800 v. Chr. Setzte eine neue Kulturepoche in Mitteleuropa ein, die Bronzezeit, die bis ca. 1200 v. Chr. währte. Die Besiedelung riss auch zu der Zeit nicht ab. Nach der Urnenfelderzeit (ab 1250 v.Chr.) fallen in der Latènezeit (ab 500 - 15 v. Chr.) die Funde im Rottal wieder reichlicher aus. Später setzte der Beginn der keltischen Wanderung vom unteren Rhein her ein. Keltische Stämme entwickelten im süddeutschen Raum die erste städtische Kultur. Drei spätkeltische Viereckschanzen wurden ganz nah bei Griesbach in Hub, Biberg und Maierhof gefunden. Die keltische Zivilisation und staatliche Ordnung fand mit dem Einmarsch der Römer 15 v. Chr. Ein ziemlich abruptes Ende. Das nördliche Voralpenland wurde in das römische Reich eingegliedert und in zwei Provinzen eingeteilt: Rätien, das vom Bodensee bis zum Inn reichte (der Altlandkreis Griesbach liegt an der Ostgrenze von Rätien), und das im Osten anschließende Noricum vom Inn bis nach Wien.

Die Ritter von Griesbach

Eine erste urkundliche Erwähnung findet die "Burg Griesbach" um 1076. Mit einiger Wahrscheinlichkeit verdankt Griesbach seinen Namen dem Rittergeschlecht der Freien von Griesbach, die um 1100 die Burg Lasberg im österreichischen Mühlviertel besaßen und damals auch auf Burg Untergriesbach bei Obernzell, östlich von Passau, ansässig waren. Um diese Zeit muss man auch den Bau der Burg von Griesbach ansetzen, die in der Folge zum eigentlichen Sitz dieses Geschlechts aufrückte. Eine Burg von der Größe des Sitzes der Freien von Griesbach war Mittelpunkt eines großen Herrschaftsterritoriums und dürfte eine ansehnliche Zahl von Bewohnern gehabt haben, gut 100 Personen kann man wohl mindestens annehmen. Die Lage der Festung war nicht nur strategisch gut gewählt, sondern auch verkehrstechnisch an die überregionalen Handelswege angebunden.

Im 8./9. Jahrhundert ist schon eine starke herzoglich/königliche Aktivität festzustellen, im 12. Und 13. Jahrhundert sind zahlreiche Adelsgeschlechter als Herrschaftsträger und Territorialherren nachweisbar. Dazu kamen die geistlichen Herrschaftsträger. Burg und Ort Griesbach waren eingebunden in ein Geflecht von politischen und damit auch wirtschaftlichen Beziehungen.

Vom Pflegegericht zum Landratsamt

Der niederbayerische Erbfolgekrieg von 1504 brachte ein seit den Ungarneinfällen im 8. Jahrhundert nicht mehr gekanntes Kriegsgeschehen in die Region. Griesbach wurde von den pfälzischen Truppen 1504 völlig zerstört. Die Marktgemeinde Griesbach entstand nach 1504 jedenfalls neu - schöner und größer als sie vorher je gewesen ist.

Kriege und Besetzungen

Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zu Beginn des 17. Jahrhunderts sowie der Besetzung Bayerns durch die Österreicher im Spanischen Erbfolgekrieg erlebte die Region am 8. Januar 1706 eine große Katastrophe in der sog. Aidenbacher Bauernschlacht. An die 4000, zum Großteil nur provisorisch bewaffnete aufständische Bauern wurden von den gut gedrillten Truppen des österreichischen Generals von Kriechbaum niedergemetzelt. Im österreichischen Erbfolgekrieg fiel Griesbach 1743 in die Hände ungarischer Panduren. Belagerung und Beschießung der Burg verursachten so starke Schäden, dass eine grundlegende Wiederherstellung nötig wurde.

1778: Griesbach wird österreichisch

Als Kompromiss einer Erbschaftsstreitigkeit einigten sich Kurfürst Max III. Josef  und der Kaiser Josef II 1777 auf einen Gebietsaustausch, in dem ein Teil Niederbayerns und der Oberpfalz an Österreich abgetreten wurde, dazu gehörte auch Griesbach. Diese Gebiete wurden sofort von Österreich militärisch besetzt. Auch Griesbach wurde somit kurzfristig österreichisch. Im Frieden von Teschen 1779 wurden die besetzten Gebiete weitgehend zurückgegeben, als „Zuckerl“ fiel aber das gesamte altbayerische an Österreich. Für das Rottal und den Markt Griesbach hatte das einschneidende Folgen: Das wirtschaftlich wichtige Innviertel fiel als Hinterland und Absatzmarkt weg, mit entsprechenden Einbußen für Handel und Handwerk. Plötzlich war das Rottal zur Grenzregion geworden.

Reformen in Bayern:

Die Reformen in Bayern brachten dem Landgericht Griesbach erheblichen Gebietszuwachs.  zu verzeichnen. Vor allem im Zuge der Säkularisation wurden alle geistlichen Grundherrschaften aufgehoben und die Gebiete der ehemaligen Grafschaft Ortenburg und die Klöster Aldersbach, Asbach, Fürstenzell, St. Salvator und Vornbach wurden dem Landgericht Griesbach eingegliedert.

Griesbach als Handwerkszentrum

Das Gemeinwesen hatte sich stattlich entwickelt. Nicht weniger als 47 verschiedene Gewerbe wurden 1808 im Ort ausgeübt. 1804 zählte der Markt 749 Einwohner, darunter 82 Gewerbetreibende. Die Kriegslasten hinterließen ihre Spuren: 1831 war die Einwohnerzahl auf 692 abgesunken. Doch dann ging es rapide aufwärts. Innerhalb von zwei Jahrzehnen stieg die Bevölkerung des Marktes Griesbach auf das 1.100 Einwohner im Jahre 1851 an.

Die beiden Weltkriege

Im ersten Weltkrieg sind 58 Griesbacher gefallen, im zweiten Weltkrieg kamen 70 Bürger des Marktes nicht mehr in die Heimat zurück. Am 1. Mai 1945 fuhren Panzer der US-Armee in Griesbach ein, damit war hier der Krieg zu Ende. Die vom örtlichen Volkssturmkommando vorbereitete Sprengung der Rottbrücken konnten trotz bereits eingebauter Sprengkapseln vereitelt werden. Kriegszerstörungen musste der Ort glücklicherweise nicht erleiden.

Auf dem Weg in die moderne Zeit - Griesbach wird Stadt

Ein Symbol des Wiederaufbaus war die Stadterhebung Griesbachs 1953. Bis zum Beginn der 1970er Jahre entwickelte sich die Stadt Griesbach zu einem rührigen, einigermaßen wohlhabenden Gemeinwesen mit zahlreichen Handwerks- und Kleingewerbebetrieben. Die Bevölkerungsstruktur war geprägt von den Beamten und Angestellten der hier angesiedelten Behörden und Organisationen, wie Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, AOK, Forstamt, Kreiskrankenhaus, Staatliche Realschule, Landwirtschaftliche Berufsschule, Gesundheitsamt, Veterinäramt, Landpolizei-Inspektion. Ca. 300 Arbeitsplätze in der Stadtgemeinde stellten allein diese öffentlichen Einrichtungen. Dann kam die bayerische Gebietsreform von 1972.

(Text: Auszug aus dem Stadtbuch "Griesbach im Rottal. Stadt und Heilbad", Rottaler Buchverlag, 1996)

Die touristische Entwicklung der Stadt Bad Griesbach

Von der Ämterstadt zum Badeort

Schon 1969 erklomm Griesbach die erste Anerkennungsstufe "Erholungsort", drei Jahre später den Titel „Luftkurort“. In diesem Jahr konnte man 31.850 Übernachtungen verbuchen. Über 8000 Gäste logierten in 15 Gasthöfen, 35 Privatpensionen, vier Ferienwohnungen und 5 Bauernhöfen.
Die Bohrungen nach Thermalwasser in den Jahren 1972/73 standen für eine Neuorientierung hin zum Kurwesen. Vor allem der Familie Hartl ist es zu verdanken, dass dieser für die damalige Zeit ungewöhnliche Plan umgesetzt und ausgebaut werden konnte. Natürlich brachte sich auch die öffentliche Hand in Form eines Zweckverbandes, bestehend aus dem Bezirk Niederbayern, dem Landkreis Passau und der Stadt Griesbach i. Rottal in die Entwicklung mit ein. Dem Zweckverband fiel die Aufgabe zu, ein Kurmittelhaus zu errichten und zu betreiben.
1979 verzeichnete man stolze 79.000 Übernachtungen. 1983 wurde das Kurmittelhaus zum ersten Mal erweitert und eine Tiefgarage für die Autos der Badegäste gebaut. 1985 verlieh das Innenministerium der Stadt Griesbach für den Bereich des Thermalzentrums den Titel "Heilbad" und die Häuser, die keine eigene Therme besaßen, wurden nun mit sog. Bademantelgängen unterirdisch an das kommunale Kurmittelhaus angeschlossen.
1988 war es wieder Alois Hartl, der die nötige Weitsicht besaß und mit der Eröffnung des 18-Loch-Meisterschaftplatzes Sagmühle den Golfsport in Bad Griesbach etablierte. Mit inzwischen sechs 18-Loch Plätzen, drei 9-Loch Plätzen und dem Golfodrom, einem riesigen Übungsgelände, nimmt das Hartl Golf Resort Platz 1 in Europa ein.
Auch in der Wohlfühl-Therme hat sich einiges getan: Neben dem Ausbau auf sechs Außenbecken und sieben Innenbecken wurde die "Wohlfühltherme" auch mit einer orientalischen Attraktion, dem Türkischen Bad „Hamam“ versehen. Ins neue Jahrtausend startete die "Stadt Bad Griesbach" mit der Gesamtbadanerkennung. 2018 wurde die Therme erneut für fast 10 Millionen Euro modernisiert. In diesem Jahr erreichte der Ort erneut auch wieder die Millionengrenze bei den Übernachtungen.